Cellulite, Cellulitis und Orangenhaut
Glatte Haut ist für viele Menschen ein erstrebenswertes Schönheitsideal. Doch nicht einmal zehn Prozent aller Frauen haben eine ebenmäßige Haut. Die Ursache ist Cellulite. Weil diese Dellen wie Schalen von Zitrusfrüchten aussehen, ist sie auch als Orangenhaut bekannt. Po und Oberschenkel sind am häufigsten betroffen. Einige Frauen haben Cellulite auch am Bauch.
„Zum Glück handelt es sich bei Cellulite nicht um eine Krankheit, sondern lediglich um einen ästhetischen Makel“, sagt Dr. med. Claudius Kässmann, Facharzt für Ästhetische und Plastische Chirurgie in Köln. Auch wenn die Werbung dies häufig suggeriert, wurde bis heute noch kein Wundermittel gegen Cellulite entdeckt. Keine Creme der Welt wird Sie davon befreien können. Aber ganz hilflos sind wir zum Glück trotzdem nicht. Aber wie entstehen die ungeliebten Vertiefungen der Haut eigentlich? Was können wir dagegen tun? Und wovon sollten wir die Finger lassen?
Wie Cellulite entsteht
Die menschliche Haut besteht aus drei Schichten: Oberhaut, Lederhaut und Unterhaut. Die tiefste Schicht ist die Unterhaut. In ihr befinden sich Bindegewebe, Blut- und Lymphgefäße, Nerven, Haarwurzeln sowie Fetteinlagerungen. Dieses Unterhautfettgewebe schützt gegen Kälte, speichert Energiereserven und polstert unsere Knochen und Organe. Allerdings verursacht genau dieses multifunktionale Schutzpolster die ungern gesehene Orangenhaut.
Das Bindegewebe ummantelt das Unterhautfettgewebe. So entstehen regelmäßig verteilte Fettkämmerchen. Bei Cellulite fehlt es dem Bindegewebe an Kraft, das Fettgewebe straff einzubetten. Die kleinen Fettpakete drücken sich dann durch das lockere Bindegewebe bis an die Oberhaut, sodass sich die bekannten Dellen bilden – in etwa so wie eine Matratze, bei der sich die Füllung abzeichnet. Da schlanke Menschen diese schützende Fettschicht ebenfalls besitzen, bleiben auch sie nicht von Orangenhaut verschont.
Warum Männer so selten Cellulitis haben
Orangenhaut ist bei Männern eher selten ein Problem. Ihre Haut ist nämlich ein wenig anders aufgebaut als die weibliche. Während bei Frauen die Bindegewebsstränge senkrecht angeordnet sind, sind die der Männer diagonal ausgerichtet. Außerdem haben Männer durchschnittlich weniger Unterhautfett und eine dickere Hornschicht in der Oberhaut. Ihre Fettkammern treten deshalb selten bis zur Oberhaut hervor.
Was hat sich die Natur bei dieser scheinbar ungerechten Ungleichbehandlung gedacht? Die Fettpölsterchen dienen im weiblichen Körper als Reserve für Schwangerschaft und Stillzeit. Das flexiblere weibliche Bindegewebe ermöglicht der Haut, sich während einer Schwangerschaft stark zu dehnen.
Weitere Cellulitis-Faktoren
Das Phänomen Cellulite ist komplex und noch nicht hundertprozentig wissenschaftlich durchleuchtet. Jedoch wissen wir heute, dass Cellulite ein Zustand der Haut mit mehreren Ursachen ist. Mittlerweile sind verschiedene Faktoren bekannt, die Cellulite beeinflussen.
Cellulite und Hormone
Das weibliche Hormon Östrogen unterstützt den Körper, genügend Fettreserven zu bilden. Es beschleunigt die Einlagerung von Fetten und verlangsamen deren Abbau. Deshalb tritt Cellulite ab der Pubertät und in Zeiten eines hohen Östrogenspiegels wie während der Menstruation oder Schwangerschaft vermehrt auf. Östrogene wie auch Gestagene festigen darüber hinaus das Bindegewebe – eine gerne gesehene Wirkung.
Weil die Hormonproduktion mit zunehmendem Alter abnimmt, schwindet dieser Effekt und das weibliche Bindegewebe wird allmählich schwächer. Was diesen Einflussfaktor angeht, kann frau ihn nur beschränkt beeinflussen.
Cellulite und Genetik
Auch die Gene beeinflussen das Bindegewebe. Deshalb neigen manche Frauen mehr zu Cellulite als andere. Die meisten Asiatinnen haben beispielsweise, genetisch bedingt, weniger Cellulite als Frauen aus Europa. Da sich niemand die leiblichen Eltern aussuchen kann, haben Frauen in puncto Genetik noch weniger Handlungsmöglichkeiten gegen die unerwünschten Dellen an Po und Oberschenkeln.
Cellulite wegtrainieren: Sport und Ernährung bei Cellulitis
Bei adipösen Menschen sind die Fettzellen überdurchschnittlich vergrößert. Das Unterhautfettgewebe schwillt dann an und tritt aus den Bindegewebskammern hervor. Darum ist überschüssiges Körperfett ein Faktor, der Cellulite begünstigt.
Wer sich gesund und ausgewogen ernährt, sich viel bewegt und Sport treibt, tut nicht nur etwas für die Gesundheit, sondern auch gegen Cellulite. Integrieren Sie zum Beispiel tägliches Radfahren sowie Schwimm- oder Joggingeinheiten in Ihren Alltag. So oder auch mit anderen regelmäßig praktizierten Sporteinheiten können Sie den Ausprägungsgrad von Orangenhaut sichtbar beeinflussen und reduzieren.
Anti Cellulite Behandlung: Rauchen und Sonnenbäder
Bei Rauchern ist die Haut durch die inhalierten Schadstoffe bis zu 40 Prozent dünner und entsprechend faltiger. Je dünner die Haut, desto mehr treten die Fettkammern der Unterhaut an der Hautoberfläche hervor.
Auch regelmäßiges und ausgedehntes Sonnenbaden schadet erwiesenermaßen Ihrer Haut. UV-Strahlen, die ohne Sonnenschutz auf die Haut treffen, erhöhen nicht nur signifikant das Krebsrisiko, sondern begünstigen auch die Bildung von Cellulite.
Geben Sie das Rauchen auf und vermeiden Sie lange ungeschützte Sonnenbäder – so erhöhen Sie nicht nur Ihre Lebenserwartung und Lebensqualität, sondern straffen gleichzeitig noch das Erscheinungsbild Ihrer Beine.
Cellulite entfernen: Was sonst noch gegen Cellulite helfen kann
Cellulite Behandlung mit Lymphdrainage
Angestaute Wassereinlagerungen im Fettgewebe lassen sich tatsächlich durch eine manuelle Lymphdrainage abführen. Dabei bringen Physiotherapeuten den Blut- und Lymphfluss in den Beinen wieder in Schwung. Lymphdrainagen regen den Stoffwechsel an und verkleinern die Fettpolster. Das kann einen positiven Effekt auf die unerwünschte Cellulite haben. Jedoch ist dieser Effekt leider nicht von Dauer. Lymphdrainage-Behandlungen müssen regelmäßig wiederholt werden. Sprechen Sie hierzu mit Ihrem Arzt.
Radiofrequenz-Technologogie und Liposuktion (Fettabsaugung) bei Cellulitis
Einige Ästhetische und Plastische Chirurgen bieten Fettabsaugungen in Kombination mit Radiofrequenztechnologie an. Durch die sogenannte Radiofrequenztechnologie (RFT) wird das Fettgewebe vor einer Liposuktion lokal sanft erwärmt. Im Anschluss lässt sich das überschüssige Fett sehr gut und schonend absaugen.
Abschließend erfolgt wiederum eine Gewebeerwärmung, die zur Kürzung der Kollagenfasern führt. Die Haut wird enger an den Körper herangezogen und somit geglättet.
Zahlreiche Studien belegen diesen Effekt. Das Schöne daran: Er ist bereits direkt nach der Behandlung sichtbar.
Cellulite Behandlung: Meiden Sie diese Anti Cellulite Maßnahmen
Anti Cellulite Cremes
Leider wurde bis heute noch keine wirksame Kosmetik gegen Cellulite entwickelt. Wirkstoffe wie zum Beispiel Hyaluronsäure, die mit Cremes auf die Haut auftragen werden, gelangen nicht tief genug in die entscheidenden Hautschichten. Die Creme dringt nicht bis zum Binde- und Fettgewebe der Unterhaut vor. Seien Sie vorsichtig und lassen Sie sich nicht von vielversprechenden Werbeslogans täuschen.
Laser-Therapie gegen Cellulite
Bei der Lasertherapie wird eine Kanüle ins Unterhautfettgewebe gestochen. Sie soll mithilfe von Wärme die Fettzellen schmelzen lassen. Dieser Eingriff ist umstritten, da er zu starken Verbrennungen und Narben führen kann.
Kyrotherapie gegen Cellulite Symptome
Im Gegensatz zur Laserbehandlung arbeitet die Kryotherapie mit Kälte. Extreme Minusgrade sollen die Haut straffen. Jedoch können derartig niedrige Temperaturen in den verschiedenen Hautschichten schnell Erfrierungen verursachen.
Häufig praktiziert ungeschultes Personal in Kosmetikstudios derartige Laser- oder Kryotherapien, was das Risiko zusätzlich erhöht. Außerdem sind solche Eingriffe in der Regel verhältnismäßig teuer, obwohl ihre Wirkung bis heute nicht wissenschaftlich belegt ist.
Bauch, Beine, Po und Ästhetik – eine Frage der Perspektive
Man könnte meinen, bei Cellulite handle es sich um eine Krankheit, so ausdauernd, wie einige Frauen tagtäglich mit Cremes und Massagen dagegen ankämpfen. Kaum vorzustellen, aber bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts galt Orangenhaut durchaus als hübsch. Auch der berühmte Barockmaler Rubens feierte auf seinen opulenten Frauengemälden die natürlichen Fetteinlagerungen an Bauch, Beinen und Gesäß als Schönheitsideal.
Geben Sie niemals spontan viel Geld für angepriesene Kosmetikprodukte oder Behandlungen in Kosmetikstudios aus, deren Wirkung nicht wissenschaftlich belegt ist. Auch zu anderen kostspieligen Behandlungen mit mehr Erfolgspotenzial sollten Sie sich nicht vorschnell hinreißen lassen. Zuvor sollten Sie erst alle anderen Maßnahmen, die Ihnen zu einem glatteren Hautbild verhelfen können, über einen längeren Zeitraum konsequent umsetzen.
Hinterfragen Sie darüber hinaus Ihren Wunsch nach glatterer Haut. Würde weniger Cellulite Sie wirklich zu einem glücklicheren Menschen machen?